
Berlin, 01.02.2019. Angesichts des sexuellen Missbrauchs von mindestens 23 Kindern auf einem Campingplatz bei Detmold in Nordrhein-Westfalen fordert der Kinderschutzbund die Einsetzung einer
Untersuchungskommission sowie Änderungen im Kinder- und Jugendhilferecht. Mitarbeiter des DKSB-Ortsverbandes Bad Pyrmont hatten bereits im August 2016 einen Hinweis erhalten und diesen an Polizei
und Jugendamt weitergeleitet.
Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers reagierte betroffen auf das Ausmaß der Vorwürfe und sprach den Kindern und ihren Familien sein Mitgefühl aus. „Ich bin erschüttert von dem, was dort
passiert ist. Nach allem, was die Kinder erdulden mussten, können wir nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Ein derart schrecklicher Fall muss Konsequenzen haben.“
Der DKSB-Ortsverband hatte im August 2016 einen Hinweis bekommen, der auf einen möglichen sexuellen Missbrauch hindeutete und diesen ordnungsgemäß an die Polizei in Detmold in Nordrhein-Westfalen
sowie an das Jugendamt Hameln-Pyrmont in Niedersachsen weitergeleitet. Der Eingang wurde bestätigt und dem Ortsverband zurückgemeldet, dass der Hinweis überprüft werde. Heinz Hilgers:
„Damit hat sich der Ortsverband vorbildlich verhalten und alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die einem gemeinnützigen Träger, der keine behördlichen Vollmachten hat, zur Verfügung stehen.
Detaillierte Rückmeldungen sind nach der derzeitigen Gesetzeslage weder vorgeschrieben noch zulässig.“
Der Kinderschutzbund spricht sich deshalb für eine Änderung der Kinder- und Jugendhilfe aus. Vize-Präsidentin Prof. Dr. Sabine Andresen: „Wir fordern, dass Fremdmelder, die auch
Geheimnisträger sind, wie beispielsweise Ärzte oder Fachkräfte der freien Träger, künftig in die Gefahrenabschätzung einbezogen werden, eine detaillierte Rückmeldung über die Maßnahmen der
Jugendhilfe und der Polizei erhalten und nicht im Dunkeln gelassen werden.“
Heinz Hilgers ergänzt: „Außerdem fordern wir die Einsetzung einer gemeinsamen, mit externen Fachleuten besetzen, Kinderschutzkommission von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Diese Kommission
muss die Verfahrensabläufe genau untersuchen und auch die Situation der dörflichen Strukturen prüfen, in denen ein jahrelanger massenhafter Missbrauch nicht entdeckt wurde, und daraus
Verbesserungsvorschläge für die Zukunft ableiten.“
PM des DKSB
Symbolbild. Peter Nied
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