
Düsseldorf/Solingen - Bäcker und Bäckerei-Verkäuferinnen sollen größere Brötchen backen können: Für die rund 300 Menschen, die in den Bäckereien in Solingen arbeiten, fordert die
Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ein Plus von 140 Euro. „Frühes Aufstehen, Hitze in der Backstube, Saubermachen nach Ladenschließung – die Mitarbeiter machen einen Knochenjob. Das muss sich auch
im Portemonnaie bemerkbar machen“, sagt Zayde Torun, Geschäftsführerin der NGG Düsseldorf-Wuppertal. Der Verband des Rheinischen Bäckerhandwerks und der Bäckerinnungs-Verband
Westfalen-Lippe bieten für die verschiedenen Lohngruppen jedoch nur ein Plus zwischen 1,2 und 2,2 Prozent an. Für Bäckergesellen nach der Ausbildung wären das nicht einmal 26 Euro mehr pro
Monat.
„Das Angebot der Arbeitgeber bewegt sich für einen Großteil der Beschäftigten nicht einmal auf dem Level der Inflationsrate. Damit wird das Risiko der Altersarmut, insbesondere für Beschäftigte
in den unteren Lohngruppen, weiter verschärft. Wer heute hochwertiges Brot backt oder verkauft, kann es sich dann morgen selber nicht mehr leisten“, so Gewerkschafterin Torun. Die NGG lehnt das
Angebot der Bäckerinnungs-Verbände ab und ruft die Arbeitgeber dazu auf, für die anstehende Tarifverhandlung ein „ernstzunehmendes Lohn-Angebot“ zu machen. Im nordrhein-westfälischen
Bäckerhandwerk würden knapp 70.000 Beschäftigte von höheren Löhnen profitieren.
Der Branche falle es immer schwerer, noch genügend Fachpersonal zu finden, so Torun. „Eine bessere Bezahlung ist ein entscheidender Faktor dabei, die Jobs in der Produktion und im Verkauf
attraktiver zu machen. Ein weiterer Schlüssel sind faire und zeitgemäße Lohngruppen. Der Vorschlag der Arbeitgeber dazu ist ein Schritt zurück. Damit lässt sich die Abwanderung des Personals in
andere Branchen nicht aufhalten und vor allem die Begeisterung junger Menschen für das Bäckerhandwerk bestimmt nicht entfachen.“ Nach Angaben der Arbeitsagentur machen in Solingen aktuell
lediglich 8 Azubis eine Lehre in einer Bäckerei – vor sechs Jahren waren es noch 27. „Wenn die Bäckermeister nichts für das Image ihrer Branche tun, dürften sich künftig noch weniger junge
Menschen für diesen Beruf entscheiden und könnten noch mehr Betriebe schließen“, warnt Zayde Torun.
Foto NGG
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