
Statistiker legen ihre Berechnung vor. Die Klingenstadt profitiert als attraktiver Wohnort vom Zuzug.
Solingens Bevölkerungswachstum wird in den kommenden 20 Jahren anhalten. Davon gehen die Experten der Statistikstelle im Rathaus aus. Sie haben jetzt ihre neue Prognose vorgelegt. Die Berechnung
ist in der Sitzung des Unterausschusses Gender, Inklusion, und demographische Entwicklung vorgelegt worden. Danach wird Solingen im Jahr 2040 rund 3000 Einwohner mehr zählen als heute. Ende
vergangenen Jahres lebten 163.183 Solingerinnen und Solinger in der Klingenstadt. Für 2040 werden 166.565 erwartet.
Solingen wächst seit 2012
Bereits seit 2012 ist Solingen wieder eine wachsende Stadt. Damals lebten 158.596 Menschen in der Klingenstadt. Seitdem ist die Zahl kontinuierlich gestiegen. Ausschlaggebend dafür ist die
positive Wanderungsbilanz. Es ziehen mehr Menschen nach Solingen als im selben Zeitraum andere die Stadt verlassen. Dadurch gelingt es, das Minus mehr als auszugleichen, das dadurch entsteht,
dass jedes Jahr mehr Menschen in der Stadt sterben als Babys zur Welt kommen. Derzeit stehen etwa 1500 Geburten rund 2100 Todesfällen gegenüber.
Vor allem jüngere Menschen ziehen in die Klingenstadt
Die nach Solingen ziehenden Menschen sind im Durchschnitt deutlich jünger als diejenigen, die bereits in der Stadt leben. 2018 zogen rund 7.700 Menschen nach Solingen, 6.500 verließen die
Klingenstadt. Dies führt zu zwei positiven Effekten: Es fördert mehr Geburten und drückt letztlich auf die Zahl der Sterbefälle. Das hält die Alterung der Solinger Bevölkerung zwar langfristig
nicht auf, aber der Prozess wird spürbar verlangsamt. Gäbe es in Solingen bis 2040 weder Zu- noch Abwanderung, läge die Zahl der Einwohner dann nur noch bei lediglich 143.500 Menschen. Das zeigt,
welche gravierenden Auswirkungen das seit Jahrzehnten bestehende Missverhältnis zwischen Todesfällen und Geburten hat - und wie wichtig der Zuzug von Menschen ist.
Die Prognose ist Basis für wichtige Planungen
Es ist aus Sicht des Rathauses notwendig, über eine aktuell stimmige Bevölkerungsprognose zu verfügen, weil die Zahlen als strategische Grundlage für die Planungen in den Fachdiensten
herangezogen werden. Das gilt zum Beispiel für den Ausbau von Kindergartenplätzen, für die Schulentwicklungsplanung oder aber auch für die Versorgung der älteren Generationen mit Angeboten und
Unterstützungsleistungen. "Ohne stetig überarbeitetes Zahlenmaterial ist keine passgenaue Planung möglich", erklärt der zuständige Sozialdezernent Jan Welzel. "Deshalb benötigen wir diese
seriösen Bevölkerungsvorausberechnungen."
Wie sich die Stadtbezirke bis 2040 verändern
Zudem benötigt die Stadt Solingen die Prognosen, um auch auf Ebene der fünf Stadtbezirke kleinräumig die Stadtentwicklung voranbringen zu können. Mit Blick auf das Jahr 2040 gehen die Statistiker
von Folgendem aus: Der Stadtbezirk Mitte gewinnt deutlich hinzu, laut Prognose 2500 Menschen. In Ohligs-Aufderhöhe-Merscheid (1650) und Wald (950) fällt das Wachstum geringer aus. Für Gräfrath
(-415) und Burg-Höhscheid (-75) werden Verluste vorhergesagt. Die prognostizierten Zahlen für die Stadtbezirke im Jahr 2040:
Mitte: 44.902
Ohligs-Aufderhöhe-Merscheid: 44.678
Wald: 24.822
Gräfrath: 18.242
Burg-Höhscheid: 33.921
Die bisher letzte Bevölkerungsvorausberechnung stammt aus dem Jahr 2015. Kurz nachdem diese erschienen war, setzte der so nicht vorhersehbare Zuzug geflüchteter Menschen - vor allem aus dem Irak
und aus Syrien - nach Solingen ein. Zeitgleich stieg auch die Zahl der Menschen, die aus dem Staaten-Kreis der Europäischen Union (EU) in die Klingenstadt kamen. Das wirkte sich spürbar auf die
Geburtenzahlen aus, so dass die in der Berechnung getroffenen Annahmen schnell überholt waren. Zwar ging diese Prognose auch davon aus, dass bis zum Ende der 20er Jahre ein Wachstum auf rund
165.000 Solingerinnen und Solinger stattfinden würde. Doch danach wurde bis 2040 ein Rückgang auf 160.485 vorhergesagt. Davon weicht die aktuelle Prognose aufgrund der veränderten Ausgangslage
nun deutlich positiv ab.
Präzisere Zahlen als vom Land ermittelt
"Aber auch hierbei handelt es sich um Vorausberechnungen", betont Thomas Groos. Die Zahlen sind mit Hilfe eines Spezialprogramms berechnet worden, mit dessen Hilfe viele Parameter berücksichtigt
werden konnten. Die verwendete Software hat sich als Standardprogramm speziell für Kommunen etabliert. Deren Ergebnisse sind für Solingen genauer als die Ergebnisse des Statistischen Landesamtes.
"Denn wir arbeiten mit unserem Melderegister", sagt Groos. Das Statistische Landesamte greift dagegen auf die Zensus-Fortschreibung zurück. Darin liegt die Einwohnerzahl für Solingen mit einer
Differenz von 3650 Menschen zurück. Groos: "Das Melderegister bietet eine realistischere Planungsgrundlage."
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