
Zu trocken, zu warm, zu viele Schädlinge: Ein Großteil der heimischen Nadelbäume ist nach Einschätzung der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Düsseldorf akut bedroht – mit massiven Folgen für die
Forstwirtschaft in der Region. „Nach dem Hitze-Jahr 2018 fehlt auch in diesem Sommer bislang der nötige Regen. Gerade heimische Fichten leiden unter ,Dürre-Stress‘. Die Bäume sind Schädlingen wie
dem Borkenkäfer fast schutzlos ausgeliefert“, sagt die Bezirksvorsitzende der Forst-Gewerkschaft, Doris Jetten. Die aktuelle Lage sei dabei erst der Anfang. „Der heimische Wald bekommt den
Klimawandel längst zu spüren. Bei Fichten, Kiefern und Tannen geht es langfristig ums Überleben“, warnt Jetten.
Nadelbäume machen etwa 41 Prozent der knapp 910.000 Hektar des nordrhein-westfälischen Waldes aus. Das geht aus der letzten Bundeswaldinventur hervor. „Jeder dritte Baum in Nordrhein-Westfalen
ist eine Fichte. Sie ist besonders von der aktuellen Witterung betroffen“, so Jetten. Ohne ausreichend Wasser könnten die Bäume kaum Harz bilden, das sie gegen die Schädlinge schütze, erklärt die
Gewerkschafterin. Wegen der Wärme halte sich der Buchdrucker derzeit etwa vier Generationen lang – statt wie sonst nur zwei. Geschwächte Bäume seien zugleich anfälliger für Stürme. Nach
Beobachtung der IG BAU Düsseldorf sind mittlerweile sogar junge Bäume vom Borkenkäfer betroffen, obwohl der Schädling sonst überwiegend ältere Bäume mit dicker Rinde befalle. „Die Ausfälle bei
der Holzernte könnten damit in einigen Jahren massiv sein“, warnt Jetten.
Wichtig sei jetzt eine neue „Waldstrategie“, um den Forst vor dem Klimawandel zu schützen. „Wir brauchen eine breite Aufforstung mit den Baumarten, die vor Ort gedeihen. Dabei müssen private
Waldbesitzer und staatliche Forsten noch stärker als bisher auf Mischwälder setzen. Eine Fichte, die neben Buchen und Eichen steht, kommt besser mit Schädlingen zurecht“, so die
Gewerkschaft.
Für eine nachhaltige Bewirtschaftung seien aber auch mehr Förster und Waldarbeiter nötig. „Aktuell rächt sich der jahrzehntelange Personalabbau im Forst. Der Waldumbau ist eine Mammutaufgabe, für
die man qualifizierte und ordentlich bezahlte Fachkräfte braucht. Sie dürfen in keinem Haushaltsplan fehlen“, fordert die IG BAU.
Zugleich warnt die Umwelt-Gewerkschaft vor einem reinen betriebswirtschaftlichen Blick auf die Wälder. „Wer nur Gewinninteressen im Sinn hat, setzt eher auf Ein-Baum-Kolonien, mit denen sich
einfacher Geld verdienen lässt. Aber am Ende kommt die Rechnung von der Natur – nämlich wenn Trockenheit und Schädlinge der Monokultur zusetzen“, so Gewerkschafterin Jetten.
Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums fielen in den deutschen Wäldern im vergangenen Jahr mehr als 32 Millionen Kubikmeter „Kalamitätsholz“ an – das ist Holz von kranken oder
beschädigten Bäumen. Zwei Drittel davon gingen auf das Konto des Borkenkäfers, ein Drittel fiel Stürmen zum Opfer.
Foto IG BAU
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