
Absolut keine Konkurenz für Solingen
Solingen/Die 2013 gegründete Messermarke Deejo aus Frankreich stellt weder im französischen Inland noch für andere Schneidwarenmetropolen eine wirkliche Konkurrenz dar. Wenn man den Begriff
Outdoor, als solches werden diese Messer beworben, interpretiert, denkt man eher an Böker, Hartkopf oder Hurbertus. Auch auf Frankreich direkt bezogen kommen einem eher Messer von Opinel oder
Laguiole in den Sinn. Wer bei der Bestellung auf die Maße und die restliche Beschreibung achtet ist trotz alle dem tief entäuscht, wenn er sein Päckchen öffnet. Das traurige Etwas hinterlässt
beim ersten Hinschauen den Eindruck eines Schlüsselanhängers. Was haben sich die Macher von Deejo bei ihren kleinen Messern wohl gedacht? Nach eigenen Aussagen sehen sie vieles anders als andere
Messermacher.
Der Wunsch der Hersteller ist jedoch ein schönes Endprodukt als Alltagsbegleiter. Ihr ultraleichtes Taschenmesser soll an schöne Momente erinnern und wie in alter Tradition auch
außerhalb der eigenen vier Wände bei einem Essen wieder zum Einsatz kommen. Ein Deejo beim Einsatz im Steakhouse mag ich mir nicht wirklich vorstellen. Der kleine Franzose soll tatkräftiger
Begleiter bei Wanderungen und beim Bergsteigen sein. Ein Outdoor eben. Mein Eindruck ist, dass es hier aber nicht über einen Tagesausflug ins Oberbergische hinaus gehen dürfte. Benannt werden die
Messer übrigens nach ihrem Gewicht. Die Gruppen heißen 15, 27 oder 37 Gramm. Und bald ist auch schon die Rede von einem modischen Accessoire und nicht mehr ausschließlich von einem Outdoor
Messer.
Da kommt dann der hauseigene Konfigurator ins Gespräch. Hier kann jeder potenzielle Kunde sein eigenes Design gestalten. Bei Deejo, Standort im Großraum Paris, nennt man diese Art von
Oberflächengestaltung Tattoo-Motive. Da steht eine Vielzahl Motive zur freien Verfügung. Zum materiellen Einsatz kommen mehrere Holzarten für den Rahmen zum Einsatz. Carbon stellt den Rahmen und
die Klinge sieht recht gut aus. Moderne Welten der eigenen Fantasie. Allerdings nur auf der ersten Seite der kleinen Klinge. Auch eine eigene Botschaft kann der Kunde senden. Das liebt die
weltweite Fan-Gemeinde der Deejo Messer. Extrem kurze Lieferzeiten machen eine zeitlich weitreichende Vormontierung der Messer und die vielen Standorte möglich. Die Zahl der Mitarbeiter liegt
jedoch weit unter denen der klassischen Messerfertigungen. Die Produktion wird in Klammern vorgestellt (Schärfen, Polieren, mechanische Kontrollen). Beim Abzug, also dem Schärfen, möchten wir
noch eine Information ergänzen: Unser Deejo war nur von einer Seite abgezogen. In vielen Kritiken im Netz wird eben dies bemängelt. Es wird schnell stumpf. Arretiert wird die Klinge mit
Liner-Lock. Man kann seinen Kindern draußen in der Natur Obst schneiden und schälen. So heißt es. Von stilvollem Essen ist da sinngemäß die Rede. Der Stahl ist noch zu erwähnen, es wird unter
anderem Z40C13 Klingenstahl verarbeitet.
Man kommt zusammenfassend zu einem eher ernüchterndem Ergebnis. Bei den vielen Motiven und Ausführungen sind Deejo Messer wohl eher Exponate für Sammler die keinen Platz für große Vitrinen
haben. Aber selbst die spärliche Umverpackung zeugt nicht eben von Stil. Keine Angaben zum Produkt und mit einem Draht (für den Schlüsselanhänger) in einem Papp Schächtelchen auf den Weg zum
Kunden gebracht
Wir haben den kleinen Franzosen mit DHL zurück zu seiner Mutti geschickt. Nein wirklich, Messer sollten ihr Versprechen schon erfüllen.
Peter Nied © 2020
Foto: © Nied
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