
Solingen/die Sucht nach Alkohol war in Solingen zu allen Zeiten ein Thema. Unsere Vorfahren trieben es sehr oft sehr bunt. Das war für Arbeitgeber und Familien ein ganz großes Problem. In den Kotten wurde zu allen Zeiten extrem gesoffen. Wenn aber im Winter der Obergraben zugefroren war und nicht mehr in den Kotten geschliffen werden konnte, dann ging es zu Hause und in den Wirtshäusern oft rund. Schwere Schlägereien und Streitigkeiten innerhalb der Familien war dann an der Tagesordnung. Aber es gab auch hier immer noch eine Steigerung.
Der Abschied vom Junggesellenleben ließ in den Hofschaften vielfach das Fass überlaufen. Man nannte es in Solingen den "Hilling". Über mehrere Tage wurde gefeiert. Mit Bier und Branntwein machten ganze Kotten Belegschaften die Nacht zum Tag. Es gab rüde Bräuche und immer wieder wurde geschossen. Die Grölerei in den Höfen und die Schüsse gerieten immer mehr außer jeder Kontrolle. Schließlich griff die Staatsgewalt ein und verbot den "Hilling".
Auch in den ersten Fabriken saß der Schnaps immer mit am Schleifbock. Das führte schließlich zum sogenannten Henckels Vertrag im Zwillingswerk. Im Jahre 1885 hieß es in einem Vertrag vom 1. September: "Wir versprechen, uns des Schnaps-Trinkens in der Schleiferei des Herrn Henckels zu enthalten." Der Vertrag wurde unterzeichnet von der Fa. Henckels und den 16 Mietern von Schleifstellen. In Aufderhöhe um 1780 hatte Löhdorf einen Wundarzt und Geburtshelfer Heinrich Scheller aus Leipzig. Scheller stellte alkoholsüchtige Kinder in Aufderhöhe fest. In mehreren Fällen tranken 4 jährige Kinder aus Schleifer Familien schon Unmengen an Alkohol.
Foto Stadtarchiv Solingen
Quelle Landschaftsverband Rheinland
Text Peter Nied ©
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