
Bauboom trifft auf Nachwuchs-Mangel: Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres sind
viele Baufirmen in Solingen vergeblich auf der Suche nach Azubis. Darauf weist die
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) unter Berufung auf aktuelle Zahlen
der Arbeitsagentur hin. Danach blieben im Juli 57 Prozent aller Ausbildungsstellen auf
dem Bau unbesetzt. Von vierzehn ausgeschriebenen Plätzen in der Stadt waren noch
acht zu vergeben. Bereits im vergangenen Jahr waren zum selben Zeitpunkt 44 Prozent
aller Ausbildungsplätze im Bauhauptgewerbe unbesetzt.
Uwe Orlob von der IG BAU Düsseldorf spricht von einem „Alarmsignal“. Wenn es den
Firmen nicht gelinge, Schulabgänger für die dringend gebrauchte Arbeit als Maurer,
Straßenbauer oder Baugeräteführer zu finden, dann gerate das Fundament der ganzen
Branche ins Wanken. „Aber nur wenn die Arbeitsbedingungen auf Baustellen attraktiver
werden, lässt sich das Nachwuchs-Problem lösen“, ist der Gewerkschafter überzeugt.
In der laufenden Tarifrunde fordert die IG BAU deshalb ein monatliches Einkommensplus
von 100 Euro für alle Azubis. Außerdem soll die lange, meist unbezahlte Fahrerei zur
Baustelle entschädigt werden, um die Arbeit attraktiv zu halten – auch gegenüber
anderen Branchen, in denen weit weniger gependelt wird. „Wer sich bei der Berufswahl
für den Bau entscheidet, der muss auch Familie, Freizeit und Arbeit unter einen Hut
bringen können. Aber das klappt für die meisten Berufseinsteiger nur sehr selten“, so
Orlob. Diese Unzufriedenheit spiegele sich auch in einer hohen Abbrecherquote wider.
Laut aktuellem Ausbildungs- und Fachkräftereport der Sozialkassen des Baugewerbes
(SOKA-BAU) bringt jeder dritte Azubi die Ausbildung nicht zu Ende.
PM/Foto IGBau
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