
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten fordert Bundestagsabgeordnete aus Solingen auf, in Berlin für das geplante Verbot von Werkverträgen und Leiharbeit in der Fleischwirtschaft zu stimmen.
Corona-Ausbrüche in mehreren Fleischunternehmen hätten gezeigt, wohin die Missstände führen können.
-Mit Wildwest-Methoden muss endlich Schluss sein“
Das geplante „Arbeitsschutzkontrollgesetz“ könne die Fleischbranche zugleich stärken: Nach Angaben der Arbeitsagentur hat sich die Zahl der Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe in Solingen
innerhalb von 20 Jahren mehr als halbiert. Von 21 Betrieben im Jahr 1999 gibt es heute nur noch zehn. „Diese Konzentration hat dazu geführt, dass reguläre Stellen verloren gingen und Arbeiten an
Subunternehmen ausgelagert wurden – zu prekären Bedingungen“, betont Torun. Die Zahl sozialversicherungspflichtiger Fleisch-Jobs sank laut Arbeitsagentur in der Stadt binnen 20 Jahren um 23
Prozent – während die reguläre Beschäftigung in allen Branchen insgesamt um acht Prozent zulegte. „Mit Hilfe des neuen Gesetzes müssen nun die Stammbelegschaften wieder aufgebaut und muss die
Mitbestimmung gestärkt werden. Das führt zu höheren Löhnen. Sozialabgaben und Steuereinnahmen steigen“, so die NGG.
Nach dem Gesetzentwurf des Bundesarbeitsministeriums sollen ab 1. Januar 2021 Werkverträge und ab 1. April 2021 Leiharbeit in Fleischbetrieben mit mehr als 49 Personen verboten werden. „In den
vergangenen Jahren sind alle Versuche gescheitert, die Branche zum Umdenken zu bewegen – weder durch freiwillige Selbstverpflichtungen und selbst mit dem Gesetz zur Sicherung von
Arbeitnehmerrechten in der Fleischwirtschaft nicht. Das Verbot ist überfällig“, so Torun.
Die Gewerkschafterin warnt jedoch vor Tricksereien. Unternehmen dürften nicht versuchen, das Gesetz durch neu gegründete Tochtergesellschaften oder andere Schlupflöcher zu umgehen: „Vom
Schlachten bis zum Verpacken – alle Arbeitsschritte in der Fleischproduktion müssen von Beschäftigten erledigt werden, die direkt beim Unternehmen angestellt sind.“ Das Gesetz zum Verbot von
Leiharbeit und Werkvertrag sei der erste Schritt. „Und dann brauchen wir als zweiten Schritt einen Tarifvertrag, der für alle Beschäftigten in den rund 7.700 Unternehmen der Branche gute Löhne
und faire Arbeitsbedingungen absichert. Wir sind gespannt, ob die Unternehmen hierzu ernsthaft bereit sind.“
PM + Foto NGG
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