
Aktuelle Wohnungsmarkt-Analyse für Solingen
Solingen/Kein Wohnraum für Geringverdiener – die Mieten für einfache Wohnungen stiegen 2,2-mal so stark wie die Lebenshaltungskosten. Neues Siegel als „Sozial-Kompass“ für den Wohnungsmarkt:
„MEINFAIRMIETER“Solingen auf dem „Wohn-Prüfstand“ für Haushalte mit niedrigen Einkommen: Die vom Job-Center übernommenen Mieten für Single-Haushalte stiegen in-nerhalb von gut sechs Jahren (März
2014 bis August 2020) um 14,5Prozent, während die Verbraucherpreise in diesem Zeitraum nur um 6,5Prozent zuleg-ten. „Bei den Mieten wird oft rausgeholt, was rauszuholen ist. Dabei bauen Vermieter
auf die Job-Center‘ als ‚zuverlässige Zahlstelle‘. Diese übernehmen zwar nur die Kosten für Wohnungen ‚einfachen Standards‘. Auf genau diese Woh-nungen sind aber nicht nur Hartz-IV-Empfänger
angewiesen, sondern eben auch die vielen anderen Haushalte mit niedrigen Einkommen“, sagt der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther. „Das Angebot an günstigen Wohnun-gen sei rar. Gerade
Neuvermietungen nutzten viele Vermieter, um Maximalmieten zu erzielen“. Um eine bessere Orientierung bei Wohnungsangeboten zu bekommen, gibt es jetzt ein Mieter-Gütesiegel: „MEINFAIRMIETER“ prüft
als Wohnungsmarkt-Label insbesondere die soziale Verantwortung von Vermie-tern. Matthias Günther hat die Gründung des Gütesiegels mit initiiert. Mehr In-formationen unter:
www.meinfairmieter.de.
Das Siegel sei ein „Sozial-Kompass für den Wohnungsmarkt“ – und für weite Teile der Bevölkerung relevant: Fast ein Viertel der Beschäftigten arbeitet nach Angaben des Pestel-Instituts bundesweit
im Niedriglohnsektor: Vom Mindestlohnbezieher über Alleinerziehende bis hin zu Rentnern, die ihre kleine Rente mit einem Minijob aufbesserten. „Der Staat agiert inzwischen mangels eigener
Wohnungen als Mieten-treiber, weil er Mieten akzeptieren muss, bei denen viele Vermieter offensichtlich die Schmerzgrenze ausreizen“, so Matthias Günther. Aber auch unter den Vermietern macht
sich zunehmend Unmut breit. Vor allem die vielen noch vorhandenen Wohnungsgesellschaften in öffentlichem Eigentum und die Genossenschaften fühlen sich zu Unrecht in der Schublade der „gierigen
Vermieter“ wieder. „Wie alle anderen Unternehmen müssen auch Wohnungsunternehmen Gewinne er-zielen, um langfristig bestehen zu können. Die Umsetzung jedes Mieterhöhungs-spielraums ist dabei aber
nicht nötig. Gerade beim Grundbedürfnis Wohnen kann der Grundsatz, dass der Gebrauch von Eigentum zugleich dem Wohle der Allge-meinheit dienen soll, nicht stark genug betont werden“, so
Günther.Auch hinter der Wohnungsmarkt-Analyse für Solingen steht das Gütesiegel „MEIN-FAIRMIETER“, das vom Pestel-Institut durch dessen Leiter, Matthias Günther, mit initiiert wurde. Faire
Vermieter, ob öffentlich, genossenschaftlich oder privat, müssen für die Wohnungssuchenden erkennbar sein. In der Schaffung von Markttrans-parenz wird ein Schwerpunkt der Arbeit des Gütesiegels
gesehen. „Aber natürlich werden wir auch wohnungspolitische Forderungen wie etwa die dringend notwendi-ge Stärkung des Sozialwohnungsbestandes und die Verbesserung der Rahmen-bedingungen für den
Wohnungsbau insgesamt im Fokus haben“, betonen die Gründer des Gütesiegels. Denn letztlich hat eine unzureichende Wohnungspolitik dazu geführt, dass Ende 2019 in Solingen knapp 1.100 Wohnungen
oder 1,3Pro-zent des Wohnungsbestands fehlten.
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