Schon lange Nichtschwimmer
Solingen/pen-Wieder verändert die Stadt einen Teil ihres Gesichts. Wo bis 1903 der Schlachthof seinen Betrieb hatte, wurde danach die Badeanstalt betrieben. Jetzt wird alles um - und ausgebaut.
Ein Zeitzeuge erinnert sich an die 1950er Jahre. Das war die Zeit wo noch längst nicht jede Solinger Familie ein Badezimmer hatte. Und viele Gastarbeiter gingen am Samstag dort zum Duschen. Im
unteren Stockwerk lagen die Duschen für Männer zum Bürgersteig hin. Für Frauen gab es Badewannen im hinteren Teil des Gebäudes. Unvergessen die singenden Italiener unter den Duschen. Es gab lange
Wartezeiten und schlimm war der Winter. Nach dem Bad musste man wieder in die dicken Klamotten und die Kniestrümpfe juckten wie Teufel. Geduscht wurde nach Zeituhr und es war wirklich Sinnvoll
die Zeit präzise einzuhalten. Da gab es Aufsichtspersonal die rissen auch schonmal einem den grünen Vorhang zur Seite. Neben dem Eingang gab es einen Frisör. Danach ging es zu Wortmann auf ein
Tütchen Pommes mit Salz.
Viele Kinder lernten im oberen Teil des Hauses schwimmen und der Schwimmverein Solingen Süd war dort zu Hause. Unser Zeitzeuge stand jedoch Vorzugweise an der Heizung und kann deshalb bis heute
nicht schwimmen.
Nach langem Stillstand der Anlage sollen nun Flächen für Geschäfte entstehen und der Denkmalschutz soll gewahrt bleiben. Im Umfeld der Badeanstalt sollen neue Wohnungen gebaut werden. Unser
Fotograf hat sich noch einmal vor Ort umgesehen.
Fotos H. Talsik
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Steffen (Sonntag, 25 Juli 2021)
da unsere mit Baukostenzuschuss gebaute Wohnung kein Badezimmer hatte ging auch ich wöchentlich dort ins Wannenbad. (also nicht nur Frauen) An Gastarbeiter dachten wir zu dieser Zeit noch gar nicht.