
Forderungspapier der LSV NRW zum Schulstart 2021
Die Landesschüler*innenvertretung NRW (LSV NRW) fordert zum Start des neuen Schuljahres, dass die (seelische) Gesundheit von Schüler*innen nach wie vor immer an erster Stelle stehen muss, anstatt
Schüler*innen mit enormem Leistungsdruck, sowie zentralisierten Klausuren und Abschlussprüfungen zu konfrontieren. Dafür soll ein Schulfach eingeführt werden, das bei Bedarf Raum für die
seelische Aufarbeitung der Pandemie bietet.
Desweiteren braucht es verschiedene Hygienemaßnahmen, die den Schutz vor einer möglichen Infektion garantieren. Bei allen Entscheidungen fordern wir dabei vor allem stärkere
Partizipationsmöglichkeiten für Schüler*innen, die Maßnahmen mitzugestalten.
Das letzte Jahr hat nochmal verstärkt gezeigt, dass unser aktuelles (Schul-) System keine gerechte und zukunftsfähige Basis besitzt. Darüber hinaus hat die Landesregierung ein katastrophales
Krisenmanagement an den Tag gelegt, welches Abschlüsse und Zeugnisse über die Gesundheit der Schüler*innen stellte und Bildung zunehmend zu einem Privileg für Einzelne machte.
Dabei sehen wir vor allem in folgenden Punkten dringenden Handlungsbedarf:
1. Konsequenter Gesundheitsschutz
Aktuell wird viel über die Gesundheitsschutzmaßnahmen im Schulgebäude gesprochen. Gesundheit muss nach wie vor oberste Priorität haben; dabei ist die seelische und die körperliche gleichwertig zu
betrachten. Daher darf es auch nicht an finanziellen Mitteln scheitern, wenn es um die Ausstattung mit Lüftungsanlagen, die Bereitstellung von Seife sowie Desinfektionsmittel oder anderen
Maßnahmen geht. Um dies zu ermöglichen, muss die Finanzierung von Bildung deutlich stärker gefördert werden. Bildung muss im Landeshaushalt von NRW endlich stärker priorisiert werden!
Dieses Geld könnte die Bildungsunterfinanzierung ausgleichen und eine finanzielle Basis für Luftfilteranlagen schaffen. “Gesundheitsschutz darf nicht an der Finanzierung scheitern”, fordert Pia
Sophie Kogler aus dem Landesvorstand. “Daher muss ausreichend Geld für die Schulen abrufbar sein, um die Klassenräume mit Luftfilteranlagen auszustatten”, so Kogler weiter.
Ein übereiltes Aufheben der Maskenpflicht, wie es von Seiten des Ministeriums angedeutet wird oder ein Ende des Testangebots sollten nicht einfach umgesetzt werden, sondern kommunal anhand der
Infektionsgefahr abgewogen werden. Zum aktuellen Zeitpunkt wären derartige Lockerungen jedoch grundsätzlich verwerflich und führen zu einer unverhältnismäßigen Gefahr. Zudem sollte das kostenlose
Testangebot für Schüler*innen in jedem Fall weiterhin bestehen bleiben. Grundsätzlich appellieren wir, dass sich an den Rat von medizinischen Expert*innen gehalten wird.
2. Seelische Gesundheit
Dass die seelische Gesundheit von jungen Menschen während der Pandemie besonders leidet, geht mittlerweile aus Studien hervor. So werden Schüler*innen nicht nur durch den extremen Leistungsdruck
in der Schule beeinflusst, sondern sind vor allem in der Zeit des Distanzunterrichtes sozial verarmt. “Schule darf jetzt nicht weitermachen, als sei nichts gewesen!”, fordert Pia Sophie Kogler
aus dem Landesvorstand. “Es braucht jetzt Angebote von Schulsozialarbeiter*innen und Schulpsycholog*innen, welche die Krise individuell mit den Schüler*innen aufarbeiten”, so Kogler weiter. Um
dieses Angebot zu realisieren, müssen mehr Schulsozialarbeiter*innen sowie Schulpsycholog*innen eingestellt werden, denn mit dem herrschenden Mangel an Fachpersonal bleibt seelische Gesundheit
weiterhin ein unbearbeitetes Tabuthema.
Darüber hinaus sollte bei Bedarf eine Ergänzungsstunde “Was macht Corona mit uns?” eingeführt werden, um Schüler*innen die Möglichkeit zu geben, sich wenigstens einmal die Woche über ihre Sorgen
und Erfahrungen austauschen zu können. Dieses freiwillige Angebot sollte ebenfalls von Fachpersonal begleitet werden und bietet eine neue, offene Art des Verarbeitens von 18 Monaten Schule im
Ausnahmezustand. Es gilt Schulen die Freiheit zu geben, Curricula anzupassen und Lehrinhalte zu entfernen, um auf die Schüler*innen einzugehen und diese zu unterstützen. Daraus geht eine
dringende Dezentralisierung der Abschlüsse hervor, ohne die Kürzungen und Veränderungen des Curriculums überhaupt nicht möglich wären, da sonst nicht thematisierte Inhalte Teil der Klausur sein
könnten.
3. Entscheidungen und Schüler*innenpartizipation
Im letzten Schuljahr wurden Maßnahmen eigentlich immer über den Kopf der Schüler*innen hinweg entschieden. Nie konnten Schüler*innen direkt etwas an den Maßnahmen verändern, gleichzeitig sind sie
es aber, die von den Regelungen unmittelbar betroffen sind.
Aus diesem Grund müssen alle Maßnahmen und Entscheidungen für das kommende Schuljahr vor allem mit Schüler*innenvertretungen diskutiert werden, wobei ein direkter Einfluss garantiert werden muss.
So sollten wichtige lokale Entscheidungen in Gremien wie der Schulkonferenz abgestimmt und nicht nur beraten werden. “Auf allen Ebenen braucht es konsequente Strukturen, in denen Schüler*innen
verbindlich ihre Forderungen verwirklichen können und so maßgeblich Einfluss auf die politischen Entscheidungen nehmen können”, so Julius van der Burg aus dem Landesvorstand.
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