Bethanien: eine lange Geschichte
Solingen/Bethanien/Im Februar 1896 legte Friedrich Fries dem Bundesausschuss der Freien Evangelischen Gemeinde einen Plan zur Errichtung eines Diakonissenwerkes vor. Die Gründungsversammlung kam
am 19. Juli 1896 in Witten zusammen. Danach nahmen die ersten Schwestern in verschiedenen neu gegründeten Einrichtungen ihre Arbeit auf. Das „Werk Bethanien“ gründete in der Folgezeit
Erholungsheime und Einrichtungen für Kranke und alte Menschen. Mittelpunkt des Werkes wurde immer mehr Solingen Aufderhöhe.
Eine interessante Vorgeschichte hat Bethanien, heute einer größten Arbeitgeber in Aufderhöhe. Durch ein natürlich günstiges Umfeld mit Wald und Ruhezonen gelang es relativ schnell, eine Anlage
mit Kurcharakter zu schaffen. Was hier störte, war der rege Verkehr durch Aufderhöhe. Bedingt durch die stetig wachsende Industrialisierung und die direkte Streckenführung nach Hitdorf und Köln
war das Aufkommen sehr hoch.
Das beruhigte sich erst spürbar, als die Bahnstrecke von Wuppertal nach Köln gebaut wurde. Die Planung für einen Kurbetrieb lag bei dem Aufderhöher Ferdinand Hoppe. Der begann dann im Jahre 1898
mit dem Bau des „Sanatorium Augustaheim“. Im Jahre 1900 wurde das Kurhaus eröffnet und hatte einige absolute Neuerungen zu bieten. So gab es eine eigene Windkraftmaschine, die den enormen
Wasserbedarf des Betriebes ermöglichte. Auch eine eigene Badeanstalt gab es für die Kurgäste. Die Leitung des Sanatoriums legte großen Wert auf Ruhe und Entspannung der Gäste. So standen ein
Lesezimmer, ein Wintergarten und ein Gesellschaftszimmer zur Verfügung. Da war der Speisesaal schon selbstverständlicher Standard.
Im Sommer konnten die Gäste in der Nähe des Sanatoriums in luftigen Hütten wohnen, und per Kutschenbetrieb gab es einen Transfer zu den Bahnhöfen Landwehr und Ohligs.
Unter der Leitung von Dr. Römer wurden vorrangig Frauenkrankheiten sowie Krankheiten des Stoffwechsels, der Luftwege und des Nervensystems behandelt. Es gab Massagen und Packungen, und damals
setzte man schon auf natürliche Ernährung wie Rhabarber und Tomaten. Auch die vielen Wanderwege bis in die nahen Wupperberge wurden den Gästen empfohlen.
1914 verstarb dann der Besitzer und Gründer des Sanatoriums. Der Winterbetrieb wurde durch eine Zentralheizung und elektrisches Licht gefördert. Pensionspreise und Honorar für die Ärzte waren
jedoch nichts für arme Leute. Geführt wurde das Haus im christlichen Sinne bei angenehmem Umgang miteinander.
1920 verpachtete die Witwe Hoppe das Haus an Dr. Römer, und 1927 wurde das 35 Zimmer-Haus mit seinen 50 Betten an das Diakonische Werk Bethanien verkauft.
Jetzt begannen der Ausbau und die neueren Nutzungen des Betriebes. Im Jahr 1941 war der vorläufig letzte Bauabschnitt fertiggestellt. Danach nahm das Gelände immer schneller das heutige
Erscheinungsbild von Bethanien an.
In den Jahren 1964 bis heute wurden die Aufgaben immer komplexer und die Gebäude wurden immer mehr. So entstand die Lungenklinik 1966 oder das Verwaltungsgebäude 1971 und später die
Altenheime.
Die heutigen Schwerpunkte sind die Altenpflegeheime, der Klinikbetrieb, das Fachseminar für Altenpflege sowie der mobile Betreuungsdienst. Die kleine Kapelle liegt als Ruhepol inmitten der
Anlage.
Es ist nicht alleine der soziale Faktor, der Bethanien als Arbeitgeber so interessant macht. Hier steht, basierend auf den Leitsätzen des Diakonischen Werkes Bethanien, der Auftrag („Lernen
helfen“) in direktem Konflikt mit der Wirtschaftlichkeit.
Den christlichen Glauben verbinden mit der eigentlichen Aufgabe unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit: Bei Betrachtung der Berichte des Vorstandsvorsitzenden der letzten zehn Jahre sieht
man, dass das durchaus machbar ist.
Die Entwicklungen 2004 der einzelnen Betriebszweige werden als positiv betrachtet, und eine kontinuierliche Entwicklung, vor allem in der Altenpflege, werden im Detail vorgestellt. Neben der
Ausbildung zum staatlich anerkannten Altenpfleger werden weitere Fortbildungen angeboten. Die Klinik für Pneumologie und Allergologie wurde für 7.234.000 EUR erweitert.
2005 wurde die große Zentralküche fertig gestellt. Aber auch in diesem Jahr war der Konkurrenzdruck bei Altenpflegeinrichtungen schon ein Thema. Begegnet wurde dem mit einem hohen Standard an
Qualität. Das Solinger Konzept hat sich als sektorenübergreifende Versorgung gut etabliert und wurde über die Stadtgrenzen bekannt.
Mit klaren Zielen ging es 2006 weiter. Haus Magnolie wurde renoviert, und dank der neuen Küche konnte ein neues Speiseverteilersystem eingeführt werden. Das Fachseminar für Altenpflege bekam vom
TÜV nach SGB III die erforderliche Träger- und Maßnahmezulassung erteilt.
2007 wurde der Ambulante Pflegedienst erweitert, und im neuen Haus Ahorn wurden jetzt auch langzeitbeatmete Patienten versorgt.
Bereits ein Jahr später wurde „Bethanien Mobil“ um die Bereiche Beratung und Betreuung erweitert. Der Schwerpunkt Palliativpflege erhielt absolute Priorität.
Der Blick über den Zaun, die Frage, ob man unter den allgemeinen Umständen der Pflege nicht aus der institutionalisierten Diakonie aussteigen sollte, wurde auch gestellt. Bethanien sagte nein.
Die Einrichtung verfolgte einen klaren Kurs mit immer neuen Konzepten. Und die gingen bei hoher Auslastung von Pflegeheimen und der Klinik voll auf.
2009 ging man wieder einen großen Schritt in die richtige Richtung. Die sozialen Einrichtungen vernetzten sich auch in Solingen immer enger. So wurde ein Vertrag zur Kooperation zwischen
Bethanien und der Solinger Wohnungsgenossenschaft Spar- und Bauverein unterzeichnet.
Der SBV hatte in seiner neuen Einrichtung zum Betreuten Wohnen Plätze mit ambulanter Versorgung. Auch am Ende des Jahres spürte man wieder den enormen Druck anderer neuer Einrichtungen.
Angehörige wollten immer das Beste für die Pflegebedürftigen. Da waren Umbauten und neue Konzepte ständig im Gespräch.
Im Bericht 2010 steht der Neubau von Haus Eiche und die Einrichtung einer Tagespflege in Haus Ahorn. Auch der Bedarf an Pflegekräften für die nahe Zukunft war Thema. Die Aus-, Fort- und
Weiterbildung wurden auch hier thematisiert. In der Klinik wurde die Intensivstation erweitert, und die Auslastung der Einrichtung lag bei über 90%. Das Geschäftsjahr war ausgeglichen.
Seit 2011 war nun Bethanien Mobil auch verantwortlich für ältere Menschen in der Senioreneinrichtung des Spar- und Bauvereins Solingen.
Ambulante und teilstationäre Angebote nahmen stetig zu. Bethanien reagierte und übernahm auch in anderen Einrichtungen (SBV) Verantwortung. Das 2012 neu errichtete Gesundheitszentrum Bethanien
wurde eröffnet. Die Klinik war in allen Bereichen weiter ausgelastet.
(c) Peter Nied
Quellen: "Solingen Aufderhöhe" epubli Verlag ISBN 978-3-7375-1347-0
Fotos Diakonie Bethanien
Das Stammhaus, Speiseraum und Bäderabteilung
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