Das Trattenbacher Zauckerl ist ein österreichisches Taschenmesser mit jahrhundertealter Herstellertradition.
Herstellungsort ist das Trattenbachtal, heute zugehörig zur Gemeinde Ternberg in Oberösterreich. Noch heute ist das Messer im Ortswappen Ternbergs enthalten.
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Bereits im Mittelalter wurden im Trattenbachtal, aufgrund des zur Energiegewinnung sehr gut geeigneten Trattenbachs, Metallwerkstätten und insbesondere Messerschmieden eingerichtet. Ab dem 16.
Jahrhundert wurden die ersten zusammenfaltbaren Taschenmesser produziert.
Die Tatsache, dass diese Messer aus Scharschachstahl hergestellt wurden ist besonders bemerkenswert, da dieser Stahl damals größtenteils der Waffenherstellung vorbehalten war. Zu Beginn der
Produktion der Scharschachmesser existierte nur eine Messererzunft für Steinbacher und Trattenbacher Messerer, aufgrund von Rivalitäten erfolgte jedoch 1680 die Gründung einer eigenen
Trattenbacher Innung.
Die Umstellung auf maschinelle Fertigung zu Beginn des 19. Jahrhunderts brachte auch das Ende der Zunft und die Gründung einer Genossenschaft mit sich.
Das 20. Jahrhundert läutete das Ende der Feitelmacher ein, die Weltwirtschaftskrise zwang den Großteil der Familienbetriebe zum Aufgeben der Herstellung. Nach dem Ende der beiden Weltkriege gab
es nur noch 6 Werkstätten.
Abgesehen von der Museumswerkstätte der Manufaktur Löschenkohl, gibt es heute nur noch den Hersteller Hack Stainless der nun Spezialmesser aller Art herstellt, die weltweit exportiert
werden.
Das Feitel selbst besteht aus vier Komponenten: der Klinge, dem Griff, einem Metalldorn und einer den Griff umfassenden Metallplatte. Importiert wurde der benötigte Stahl über die Eisenstraße.
Das Messer selbst wird geschmiedet, gehärtet, geschliffen und poliert, um die geeigneten Arbeitsqualitäten zu erreichen. Die Klinge ist jedoch nicht fixierbar.
Da alle (gesamt 38) Arbeitsschritte in einer Werkstatt durchgeführt werden konnten, war die Herstellung einfach zu handhaben und auch relativ preiswert. In der Blütezeit der Taschenfeitel gab es
16 Familien, die jeweils ihre eigene Produktionsstätte hatten.
Im Zeitalter der Industrialisierung begannen die Werkstätten verstärkt auf maschinelle Fertigung zurückzugreifen und konnten die Produktion somit vervielfachen und jährlich 8 Millionen Feitel in
45 verschiedenen Sorten herstellen.
Nach dem Ende der Blütezeit anfangs des 20. Jahrhunderts wurde die Produktion aufgrund der Weltwirtschaftskrise zeitweise komplett eingestellt. Der Zusammenbau in der Museumswerkstätte erfolgt
auch heutzutage händisch, und kann auch von Touristen ausgeübt werden.
(c) Peter Nied
Sammlung Henning Paul
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