
Löhne geprellt: Zoll soll in Solingen stärker kontrollieren
„Finanzkontrolle Schwarzarbeit soll in Solingen präsenter sein“
Geprellte Löhne: Düsseldorfer Zoll
leitete 86 Verfahren gegen Firmen ein
Lohn-Prellerei aufgedeckt: Das Hauptzollamt Düsseldorf, das auch für Solingen
zuständig ist, hat im vergangenen Jahr 86 Verfahren gegen Unternehmen eingeleitet, weil Mindestlöhne unterschritten, gar nicht oder zu spät gezahlt wurden. Dabei verhängten die Beamten
Bußgelder in Höhe von rund 57.000 Euro. Das teilt die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf eine Erhebung des Bundesfinanzministeriums für den
Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup (SPD), der auch Mitglied im Finanzausschuss des Parlaments ist. Demnach entfielen 26 Ordnungswidrigkeitsverfahren auf Baufirmen in der Region, gegen die
Geldbußen von 47.200 Euro verhängt wurden.
„Die Zahlen zeigen, dass es viele Arbeitgeber mit der Bezahlung ihrer Beschäftigten nicht so genau nehmen. Der Zoll sollte daher auch in Solingen noch mehr Präsenz zeigen. Das Risiko für schwarze
Schafe, bei einer Kontrolle erwischt zu werden, ist noch immer zu gering“, sagt Uwe Orlob. Der IG BAU-Bezirksvorsitzende verweist darauf, dass die Arbeit, die auf die Zolleinheit der
Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) zukommt, mehr werde.
Denn mit der geplanten Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde stiegen ab Oktober auch die Einkommen Tausender Menschen allein in Solingen. „Der Staat muss dann
sicherstellen, dass die Beschäftigten den höheren Mindestlohn auch wirklich bekommen. Die wichtige und überfällige Erhöhung des unteren Lohnsockels darf nicht nur auf dem Papier gelten“, so der
Vorsitzende der IG BAU Düsseldorf.
Der Gewerkschafter warnt vor bloßen „Placebo-Kontrollen“, sollte das Hauptzollamt Düsseldorf die Arbeitgeber-Prüfungen nicht deutlich ausweiten. „Entscheidend ist, dass die FKS zusätzliches
Personal bekommt. Das Bundesfinanzministerium als oberster Dienstherr der Zollverwaltung muss sich mit Hochdruck um neue Kontrolleure kümmern.“
Kritik übt die IG BAU zudem an einem „staatlichen Zuständigkeits-Wirrwarr“. So hätten die Arbeitsschutzbehörden beispielsweise die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften und Standards bei
Unterkünften ausländischer Beschäftigter im Blick. Allerdings fehle es in den Ämtern ebenfalls an Personal – obwohl sie in der Pandemie zusätzliche Aufgaben wie die Kontrolle der
Corona-Vorschriften am Arbeitsplatz bekommen hätten. Die FKS des Zolls hingegen kümmere sich um die Prüfung von Lohn- oder Steuerabrechnungen. „In der Praxis wäre eine staatliche
Arbeitsinspektion aus einer Hand sinnvoller. Als übergeordnete Behörde könnte sie für die Einhaltung der Arbeitnehmerrechte und Sozialvorschriften Sorge tragen“, so Orlob.
Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums kontrollierte das Hauptzollamt Düsseldorf im vergangenen Jahr insgesamt 1.207 Unternehmen in der Region – 241 davon aus der Baubranche. Im Fokus der
Fahnderinnen und Fahnder standen neben Lohn-Tricksereien insbesondere auch Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung und Steuerbetrug: Insgesamt leiteten die Düsseldorfer Zöllner hier
2.545 Strafverfahren ein (Bau: 108).
Foto IGBau
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