
Solingen/Bündnis lebenswerter Weyersberg protestiert gegen
Arena-Planungen
Unterschriftenaktion gegen „Arena Bergisch Land" gestartet
Teuer, unrealistisch und klimaschädlich - das sagt das neu gegründete „Bündnis lebenswerter
Weyersberg" zu den umstrittenen Plänen der Stadt Solingen, am Weyersberg eine neue Mehr-
zweckhalle mit Platz für 8000 Zuschauer:innen zu bauen. Das Bündnis, bestehend aus An-
wohnenden, der Bürgerinitiative „,Solingen gehört uns!", der Ortsgruppe von „Fridays for Fu-
ture“ und weiteren Gruppen, hat nun eine Unterschriftenaktion gestartet, um weitere Unterstüt-
zer: innen gegen das Bauprojekt zu gewinnen.
Neben der Bürgerinitiative „Solingen gehört uns!" und den Solinger Ortsgruppen von „Fridays
for Future" und „Parents for Future" gehören dem „Bündnis lebenswerter Weyersberg" auch
der Jugendstadtrat Solingen, sowie die Ortsgruppen von NABU und vom BUND an. Auch An-
wohner:innen des Weyersbergs engagieren sich hier gegen die geplante „Arena Bergisch
Land". Die neue Arena soll nicht nur bei den Spielen des Bergischen Handball-Clubs 06 e. V.
Platz für 5.000 Zuschauer:innen bieten, sondern auch als Veranstaltungsort für sonstige
Events mit bis zu 8.000 Zuschauer:innen dienen. Birgit Correns von der BI „Solingen gehört
uns!" hält diese Planung für unrealistisch: „Ob die Arena diese Auslastung tatsächlich so er-
reichen kann, steht noch in den Sternen." Schließlich sei die neue „Arena Bergisch Land"
weitab vom Solinger Hauptbahnhof gelegen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schlecht
zu erreichen. „Das bedeutet auch, dass ein Großteil der Besucher:innen mit dem Auto zu den
Veranstaltungen anreisen wird. Für die Anwohner:innen am Weyersberg verschlechtert sich
die Verkehrs- und Parksituation dadurch deutlich. Schon jetzt haben viele Menschen Schwie-
rigkeiten, einen Parkplatz dort zu finden", so Correns. Zudem gebe es mit Düsseldorf, Köln
und dem Ruhrgebiet bereits eine ganze Reihe große und attraktive Veranstaltungsorte in un-
mittelbarer Nähe.
Kritik an unehrlicher Argumentationsgrundlage
Wird die neue Arena nicht wie erwartet ausgelastet, muss die Stadt das Projekt auf lange Sicht
mit Geldern in Millionenhöhe bezuschussen - eine Herausforderung für die ohnehin schon mit
etwa einer Milliarde Euro Schulden in der finanziellen Krise steckende Stadt Solingen. Zudem,
so kritisiert das Bündnis, fuße das Projekt auf einer unehrlichen Argumentationsgrundlage des
Oberbürgermeisters: „Tim Kurzbach argumentierte für den Neubau der Arena, da dieser an-
geblich kostengünstiger als eine Sanierung der Klingenhalle sei. Dieses Argument ist durch
den Grundsatzbeschluss des Rates hinfällig geworden, da jetzt ausdrücklich ein Neubau der
Arena zusätzlich zu einer Sanierung der Klingenhalle geprüft wird. Außerdem kamen zwei
neue Kreisverkehre und weitere Investitionen in den Straßenverkehr in Millionenhöhe dazu",
erklärt Birthe Kolb von Fridays For Future. Das „Bündnis lebenswerter Weyersberg" ist sich
sicher, dass, wenn diese zusätzlichen Kosten für ein „Sportquartier" zusammen mit der aktu-
ellen Inflation und den steigenden Kosten für Baumaterial berücksichtigt werden, das geplante
Projekt am Ende 100 Millionen Euro und mehr kosten wird.
Bündnis fordert mehr Geld für soziale Teilhabe und Klimaschutz
Das Geld könne laut dem „Bündnis lebenswerter Weyersberg" an vielen anderen Stellen bes-
ser und nachhaltiger investiert werden, etwa in die um sechs Millionen Euro gekürzte Jugend-
hilfe, die Schaffung der etwa 900 fehlenden Kita-Plätze, den Ausbau des Offenen Ganztags
oder in die Förderung kostenloser Freizeitangebote. Bei der jetzigen Planung, so Karsten Römling vom
Jugendstadtrat, sei zu befürchten, dass insbesondere der Breitensport unter dem Bau der neuen Arena leiden
würde, da der Kunstrasenplatz und die Bolzplätze am
Weyersberg, die von vielen Vereinen und freispielenden Jugendlichen genutzt werden, abge-
rissen werden müssten. Zudem gäbe es erhebliche Investitionsstaus beim Öffentlichen Nah-
verkehr, der energetischen Sanierung von Gebäuden oder der Stadtbegrünung, welche die
selbstgesteckten Klimaziele der Stadt Solingen unerreichbar machen. Hier müsse dringend
mehr Geld investiert werden, so das Bündnis.
Hitzeproblematik durch Arena Gefahr für Anwohner:innen
Nicht zuletzt entstünden auch durch das Bauprojekt an sich negative Effekte für das Stadt-
klima, erläutert Kolb: „Die neue Arena würde die frische Luft, die vom Nacker Bachtal Richtung
Innenstadt strömt, blockieren. Wie eine Untersuchung der Stadtverwaltung zeigt, heizt sich die
gesamte Innenstadt als geschlossene Wärmeinsel dann noch weiter auf. Schon jetzt sterben
in Deutschland jährlich mehr als 6.000 Menschen an den Folgen von Hitzewellen."
Unterschriftenaktion gestartet
Das „Bündnis lebenswerter Weyersberg" hat also viele Gründe, sich gegen den Bau einer
neuen BHC-Arena einzusetzen. Nun möchten die engagierten Bürger:innen weitere Mitstrei-
ter:innen für ihr Anliegen gewinnen und haben dazu eine Unterschriftenaktion für einen Bür-
gerantrag gestartet. Diese finden interessierte Bürger:innen auf der Internetseite
http://bhcarena.de. Zudem wird das Bündnis jeweils diesen Samstag, den 23. Juli und am 6.
August 2022 von 10 bis 13 Uhr mit einem Infostand am Hofgarten vertreten sein, um dort mit
Bürger:innen ins Gespräch zu kommen. „Außerdem werden wir die Anwohner*innen des Wey-
ersbergs mit Flyern informieren. Wir freuen uns den regen Austausch mit den Solinger Bür-
ger:innen fortzusetzen", so Birgit Correns, Karsten Römling, und Birthe Kolb abschließend.
Symbolbild
Kommentar schreiben