
Appell um Verständnis an Solinger Eltern
Solingen/Kinderklinik arbeitet an der Belastungsgrenze
Das verstärkte Patientenaufkommen insbesondere von Kindern mit Viruserkrankungen der
Atemwege stellt derzeit auch die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Städtischen
Klinikum Solingen vor große Herausforderungen. Insbesondere das RS-Virus sorgt hierbei
für schwer kranke Kinder im Säuglings- und Kleinkindalter, die oftmals mit zusätzlichem
Sauerstoff versorgt werden müssen. Die mit 21 Betten ausgestattete Kinderstation ist daher
seit rund zwei Wochen konstant voll belegt. Immer wieder müssen besonders schwer
erkrankte Patienten auch auf der pädiatrischen Intensivstation behandelt werden, bis sich
ihre Atmung wieder stabilisiert hat.
Der Versorgungsengpass im stationären Bereich hängt vor allem mit dem fehlenden
Fachpersonal zusammen. Seit Jahren ist der Fachkräftemangel im Bereich der qualifizierten
Kinderpflege besonders stark ausgeprägt. Aufgrund des jahreszeitlich bedingten höheren
Krankenstandes, auch beim Personal, kommt es aktuell dazu, dass planbare
beziehungsweise verschiebbare Operationstermine bei Kindern im Vorschulalter
vorübergehend gestoppt werden müssen. Hierbei geht es um Eingriffe in den Bereichen
HNO und Urologie.
Die Versorgung von Not- und dringenden Akutfällen hat in der angespannten Lage
dementsprechend Vorrang, um ausreichend Betten für Kinder mit schweren
Luftwegsinfekten zur Verfügung stellen zu können. Die Leitung des Solinger Klinikums geht
nicht davon aus, dass sich die Situation in der Vorweihnachtszeit nachhaltig entspannen
wird. Um Abhilfe zu schaffen, wurden deshalb jetzt Lösungen erarbeitet, die ab Anfang
nächster Woche in die Umsetzung gehen. So sollen jetzt auch Kinder auf die anderen
Stationen aufgenommen werden, auf denen sie von den Ärztinnen und Ärzten der
Kinderklinik betreut werden. Damit soll der pädiatrische OP-Betrieb wiederaufgenommen
werden. Das Team der Klinik unter der Leitung von Dr. Sven Propson bekommt darüber
hinaus Unterstützung von einer Kinderärztin, die die Stadt Solingen dem Klinikum temporär
zur Seite stellt.
Dr. Martin Eversmeyer, Vorsitzender der Geschäftsführung am Solinger Klinikum, appelliert
an alle Eltern: „Bitte haben Sie Verständnis für die Ausnahmesituation, die wir jetzt nur
gemeinsam managen können. Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin steht im Notfall
weiterhin rund um die Uhr mit ihrem Versorgungsangebot zur Verfügung. Bei nicht
dringenden Fällen ist aktuell Geduld gefragt“.
Dr. Sven Propson und das Team seiner Abteilung stehen selbstverständlich mit den
Kinderkliniken in der Umgebung, die sich alle in der gleichen Situation befinden, und den
niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen in den Praxen im engen Austausch. Die
Verlegung von Kindern aus anderen Städten nach Solingen oder auch umgekehrt lässt sich
in der momentanen Situation leider nicht immer umgehen. Dr. Propson: „Unser komplettes
Team leistet jeden Tag sein Möglichstes, um die wohnortsnahe Versorgung unserer kleinen
Patientinnen und Patienten zu gewährleisten!“.
Skeptisch sieht die Solinger Klinikleitung den Vorschlag des Bundesgesundheitsministers
Karl Lauterbach, kurzfristig Pflegefachpersonal aus anderen Stationsbereichen auf der
Kinderstation einzusetzen. Dr. Martin Eversmeyer: „Da wir jetzt in allen Pflegebereichen
Personaluntergrenzen haben, ist die von Herrn Lauterbach geforderte Flexibilität im
Dienstalltag nicht umsetzbar“.
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