
Auf dem Weg der starken Frauen
Solingen/Der Solinger „Liewerfrauenweg“ als 25. Bergischer Streifzug offiziell eröffnet.
Am 4. Mai 2023 weihten Staatssekretär Daniel Sieveke (Heimatministerium NRW), der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach und Dr. Erik Werdel, Kreisdirektor des Rheinisch-Bergischen Kreises den
neuen „Liewerfrauenweg"und die Ausstellung zur Geschichte der Lieferfrauen und der Solinger Stahlwarenindustrie in der ehemaligen Stahlwarenfabrik Friedr. Herder Abr. Sohn ein, heute das Gründer-
und Technologiezentrum der Stadt. Auf dem Gelände des Gründerzentrums beginnt der rund 16 Kilometer lange Weg. Als neues Wahrzeichen des Gründerzentrums steht jetzt eine leicht überlebensgroße
Skulptur der Liewerfrau neben dem Eingang zur Ausstellung. Zehn Informationstafeln zu Kotten, Hofschaften, Wasserburgen und ähnlichen Themen begleiten den
Weg. So erfahren die staunenden Wanderer, dass es im 19. Jahrhundert eine Firma „Birmingham" in Solingen gab und was das mit „Made in Germany" zu tun hat.
Oberbürgermeister Tim Kurzbach: „Solingen ist mit 400 Kilometern markierten Wanderwegen durchaus ein
Wanderparadies, aber ein thematischer Wanderweg, ein Weg, der eine Geschichte erzählt, der fehlte uns bisher noch. Kaum ein Mensch wusste, was es mit dem Lieferkontor im Gründerzentrum auf sich
hatte. Unsere Stadt ist an vielen Stellen wie ein Freilichtmuseum, und wer dem Liewerfrauenweg folgt, kann die historische Entwicklung unserer Stadt nachvollziehen - von der ländlichen Hofschaft
mit den uralten Fachwerkhäusern über die Gründerzeitbauten bis zur modernen Spar- und Bauvereinssiedlung aus der Zeit der Weimarer Republik. Ich danke allen, die geholfen haben, dieses
Wanderwegeprojekt zu realisieren und wünsche dem Weg und dem Lieferkontor
viele interessierte Besucherinnen und Besucher. Die Solinger Liewerfrauen waren zu ihrer Zeit unentbehrlich, aber sind kaum jemals dafür auch bezahlt worden. Ihre Arbeit war Teil der Heimarbeit;
Familienarbeit nennen wir das heute. Sie haben es verdient, dass an ihre Leistungen für die Solinger Stahlwarenfabrikation erinnert wird."
Als Lieferfrauen (mundartlich: Liewerfrauen) bezeichnete man in Solingen Frauen, die Klingen- und Scherenteile zwischen den Kontoren der Stahlwarenkaufleute und den Schleifwerkstätten an den
Bächen und der Wupper hin-und hertrugen; in der Regel in einem großen Korb auf dem Kopf. Meist handelte es sich um die Frauen und Töchter der Schleifer oder anderer, an der Stahlwarenfabrikation
beteiligten Handwerker. Bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts waren die Lieferfrauen im Solinger Stadtgebiet unterwegs. Bis zu drei Stunden dauerten die Märsche, bei denen sie rund
hundert Höhenmeter bewältigen mussten.
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