
IG BAU: „Eklatantes Überwachungsdefizit“ – Baustellen sind Unfall-Hotspot
Nur 1 NRW-Kontrolleur für 28.194 Beschäftigte –
Baustellen in Solingen sollen sicherer werden
Solingen-Gerüste ohne Schutzgeländer, ungesicherte Baugruben, mangelhafte oder fehlende Schutzkleidung, Überstunden in Dauerschleife …: Verstöße gegen den Arbeitsschutz sollen auf den Baustellen
in Solingen möglichst keine Chance haben. Das fordert die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU).
„Wir brauchen eine stärkere Kontrolle durch die staatlichen Arbeitsschutzbehörden. Denn das A und O im Job sind der Gesundheitsschutz und die Sicherheit der Beschäftigten. Wichtig ist, dass
‚schwarze Schafe‘ keine Chance bekommen. Betriebe also, die auf Kosten ihrer Mitarbeiter Sicherheitsbestimmungen missachten und den Gesundheitsschutz nicht ernst nehmen. Das gilt grundsätzlich
für alle Branchen. Vor allem aber auch für den Bau, wo die meisten Arbeitsunfälle passieren. Baustellen sind Unfall-Hotspots“, so Uwe Orlob.
Um den Kontrolldruck zu erhöhen, fordert der Bezirksvorsitzende der IG BAU Düsseldorf eine bessere Personalausstattung der staatlichen Arbeitsschutzbehörden in der Region. „Es gibt landesweit
insgesamt viel zu wenig Kontrolleure. Nach dem aktuellen Arbeitsschutzbericht der Bundesregierung prüfen in ganz Nordrhein-Westfalen lediglich 345 Aufsichtsbeamte den Arbeitsschutz in den
Betrieben. Rein rechnerisch ist damit ein Kontrolleur für 28.194 Beschäftigte zuständig – ein Ding der Unmöglichkeit“, sagt Uwe Orlob. Von einer effektiven und flächendeckenden Überwachung könne
da „weit und breit keine Rede sein“. Der IG BAU-Bezirksvorsitzende spricht von einem „eklatanten Überwachungsdefizit“.
Orlob drängt in diesem Zusammenhang perspektivisch auf die Einrichtung einer staatlichen Arbeitsinspektion: „Wir brauchen eine übergeordnete Behörde, die Kontrollen bündelt. Sie muss die
Einhaltung von Arbeitnehmerrechten und Sozialvorschriften sicherstellen. Dazu gehört die Kontrolle von Schwarzarbeit und von Verstößen gegen das Zahlen von Mindestlöhnen. Aber auch den
Arbeitsschutz und das Einhalten des Arbeitszeitgesetzes müsste die Arbeitsinspektion fest im Blick haben“, fordert Uwe Orlob. Eine solche „Arbeitskontrolle aus einer Hand“ habe sich etwa in
Frankreich und Spanien bewährt.
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